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Von Hütten und Häusern oder was der Graf von Bismarck wohl dazu sagen würde?

Mrz 13, 2015 0 Comment
Von Hütten und Häusern oder was der Graf von Bismarck wohl dazu sagen würde?

Von Hütten und Häusern oder was der Graf von Bismarck wohl dazu sagen würde?

Mrz 13, 2015 0 Comment

Sie mögen sich wohl fragen, was das eine wohl mit dem anderen zu tun hat?
Ebenso ging es auch der Autorin!
Erlauben Sie, dass ich ein bisschen ausschweife?
Montagmorgen und das Faxgerät spuckt die neueste Nachricht aus!
In der Regel sieht das, was dieses Gerät ans Tageslicht befördert, schon von Haus aus aus, wie der Staubsaugervertrag mit 80 Prozent Kleingedrucktem.
Gern wird dieses Medium auch von Automobilhändlern genutzt, um ihre verstärkte Bereitschaft kundzutun, ausrangierte Firmenfahrzeuge zum unübertroffenen Höchstpreis ab zu kaufen.
Dann vom tschechischen Schraubenhersteller, der den Satz Schraubenschlüssel zum unglaublichen Sonderpreis im Baustellenset, zusammen mit 10 Liter Budweiser im Alufässchen anbietet.
So nicht an diesem Morgen!
Siehe da! Ein Fotograf sucht nach den neuesten und den interessantesten architektonischen Highlights der Saison. Zum Zwecke der fotografischen Dokumentation und anschließender Publikation in Hochglanzbildbänden.
Dabei erfreuen sich Titel wie: „Einfamilienhäuser unter 100.000,00 EUR – mit Stil“ wachsender Beliebtheit. So auch hier: Wird doch klar formuliert, dass vor allem Projekte unter 180.000,00 EUR gesucht sind. Zugegebenermaßen, im Vergleich zur 100.000,00 Euro Grenze ist das ja ein echter Fortschritt. Allerdings scheint es sich schon bis zu den Verfassern einschlägiger Literatur herumgesprochen zu haben, dass das 100.000,00 Euro Limit jetzt nun wirklich unter die Rubrik, „es war einmal und wird nicht mehr“, fällt.

Trotzdem wollte ich das nicht unkommentiert lassen! Wohl wissend, dass Druck Gegendruck erzeugt, schrieb ich dem Verfasser der Faxnachricht eine kurze Mitteilung, die ihn wissen ließ, dass man für eine derartig niedere Summe allenfalls bessere Hütten bekommt. Außerdem war ich noch so vermessen, einen kausalen Zusammenhang zwischen derartigen Publikationen und der Erwartungshaltung potentieller Bauherren bezüglich unerreicht niedrigen Baukosten und sensationellen Einsparpotentialen herzustellen. Ich hatte den Herrn dabei respektvoll mit „Herr Fotograf“ angesprochen.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten!
Sie begann mit „Frau Architektin“, was mich sehr freute, war´s doch wie früher: Trug der Herr Gemahl einen Doktortitel, so war die Gemahlin automatisch Frau Doktor! Wie praktisch!
So schnell kann´s gehen mit dem akademischen Aufstieg.
Leider währte die Freude nicht lange, folgten doch sehr harsche Worte.
Die „Frau Architektin“ würde sich da gewaltig irren, man hätte ja schon das Haus des Grafen von Bismarck fotografiert und mitunter unzählige andere Projekte und schöpfe somit aus jahrzehntelanger (wenn nicht jahrhundertelanger!) Erfahrung in diesem Gebiet. Definitiv lägen die interessantesten Objekte unisono unter der 100.000,00 EUR Baukostengrenze!
Schreibt es und haut auf den Tisch! Zumindest las sich das so!

Vorsichtshalber googelte ich „Haus des Grafen von Bismarck“, was leider auch keine erleuchtenden Erkenntnisse bot, inwieweit daraus Rückschlüsse auf das 100.000,00 Euro Argument des Herrn Fotografen zu ziehen seien.

Dann machte ich mir Gedanken über die Definition „interessant“ im Zusammenhang mit „Haus“.
Ich half meiner Fantasie ein bisschen auf die Sprünge, indem ich den einen oder anderen Fotoband mit ähnlichem Inhalt durchblätterte.
Ich kam nicht umhin zuzugeben, dass der Preis „interessanter“ Häuser offensichtlich proportional zu deren Interessantheitsgrad zu sinken scheint.
Unter die Rubrik „interessant“ fielen hauptsächlich Wohnhäuser, die mitten im australischem Outback positioniert, aus lockerer durchlässiger Holzlamellenkonstruktion gefertigt (hier im Schwäbischen nennt man so etwas „Holzschopf“), als schmückendes Beiwerk vor grandioser Landschaftskulisse stehen.
Leichte, sich im Wind wallenden Leinenvorhängen zieren die glaslosen, überdimensionalen Fenster.
Aus ökologischen Gründen bedient man sich Komposttoiletten und das spärliche Regenwasser wird in einer stylish anmutenden Riesenblechtonne auf dem Dach gesammelt
Zu guter Letzt gibt eine umlaufende Terrasse dem Ganzen einen Rahmen.
Dort positionieren sich die Bewohner zur Dämmerstunde, um ja kein vorbeihüpfendes Känguru zu verpassen.
Und ach Wunder, welch Zufall, der Bauherr selbst ist der Architekt des außergewöhnlichen und vor allem unerreicht preisgünstigen Gebäudes! Übrigens Baujahr 1995!
Sehen Sie? So einfach ist es! Wäre ja nahezu sträflich mehr Geld beim Hausbau zu vergeuden!

Bleibt nur festzustellen, dass diese Häuser meist derart interessant sind,
dass ein Großteil der Leser nicht wirklich, und vor allem nicht ein ganzes Leben lang darin wohnen bleiben möchten,
ganz zu schweigen von der Nichtverfügbarkeit von Kängurus und einsamen Outbackdestinationen.
Auch mit den klimatischen Bedingungen hierzulande würde es wohl schwierig werden mit dem australischen Modell gut und billig.

Lieber Herr Fotograf! Wir leben nun einmal in Deutschland, hier und jetzt, wir zahlen Steuern und Baulöhne nach gültigem Recht, Bauleistungen unterliegen der Erfüllung der DIN Normen und beim Bau eines Hauses müssen zumindest die Mindeststandards der Energieeinsparverordnung eingehalten werden.
Häuser für 180.000,00 EUR gab es mit Sicherheit einmal. Vor 10 Jahren vielleicht? Und wenn heute, dann muss man genau wissen, was man alles nicht dafür bekommt. Glauben Sie mir Herr Fotograf, das sind Dinge, auf die die allermeisten Bauherren nie verzichten würden!
Mehr zum Thema Baukosten finden Sie hier.

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